Die Gründerjahre - und was vorher war

Als im Jahre 1930 der Turn- und Sportverein Okel gegründet wurde, schlossen sich, wie ältere Okeler sich erinnern, gleich mehr als etwa 50 Mitglieder dem Verein an. Das zeigt, dass diese Vereinsgründung eigentlich überfällig und Sport in Okel längst ein Teil der Freizeitgestaltung war. Dass vor nunmehr 75 Jahren der Sport in Okel nicht erst erfunden wurde, beweisen auch die Aufzeichnungen über erfolgreiche, sehr erfolgreiche Okeler Sportler, die schon in den Jahren nach dem
1. Weltkrieg mit ihren Leistungen für Aufsehen sorgten. - Nicht nur in Okel, sondern im weiten Umkreis. - Schon seit 1905 gab es hier den Radfahrerverein "Vorwärts" Okel, und der ausgezeichnete Ruf der Okeler Radfahrer verdient es unserer Meinung nach, hier gewürdigt zu werden.

Der Radfahrerverein "Vorwärts" Okel

Vermutlich wären nur wenige Besitzer von neuen Sportwagen heute bereit, mit ihrem schicken Modell an Autorennen teilzunehmen. Aber so ähnlich muss man sich die Situation vorstellen, wenn man sich in die Lage der Fahrradbesitzer von vor etwa 90 Jahren versetzen will.
Damals war ein Fahrrad eine Kostbarkeit. Längst nicht jeder konnte sich so ein "Velociped" leisten. Wer aber eines hatte, für den war es noch lange nicht selbstverständlich, darauf Sport zu betreiben.
So trafen sich die ersten Okeler Radsportfreunde wahrscheinlich auch zunächst zu gemeinsamen Radtouren. Vielleicht trauten sich dabei einige schon kleine Kunststückchen auf ihrem Rad zu, und daraus entstanden regelrechte Wettbewerbe.

Nicht nur in Okel, auch in Ristedt, Leerßen, Angelse, Gödestorf und Barrien entstanden derartige Radfahrervereine. Man lud sich gegenseitig ein und entwickelte einen regen Sportverkehr, zumal man ja jetzt sehr mobil war. Das Tourenfahren war bald nur noch eine von mehreren Disziplinen. "Korsofahren" und "Saalfahren" entwickelten sich. Dabei klemmten sich zwei Radfahrer eine Turnstange zwischen ihre Drahtesel, auf der dann ein Turnstange zwischen ihre Drahtesel, auf der dann ein dritter Sportler turnte.
Auch Geschicklichkeitsfahren war sehr beliebt, und darin waren die Okeler Kunstfahrer Bruns und Rottmann unschlagbar. Sie vollführten auf ihren Rädern akrobatische Einlagen. Es heißt, dass sie bei fahrendem Rade mit dem Mund ein Taschentuch vom Saalboden aufnehmen konnten.
Auch der Reitsport hatte in Okel eine starke Basis. Aber diese Sportart ergab sich fast zwangläufig durch die ländliche Struktur des Dorfes Okel, das damals etwa 600 Einwohner hatte. Sport war also nichts Neues in Okel, als der TSV Okel gegründet wurde.
Aber es fehlte ein Verein für Mannschaftssportarten wie Schlagball oder Handball, auch das Turnen wurde immer beliebter. Sicher werden einige Okeler Turner schon vor 1930 in benachbarten Vereinen mitgeturnt und mitgespielt haben. So bedurfte es nur noch eines Anstoßes für einen selbständigen Okeler Sportverein.

Der TSV Okel wird gegründet
Diesen Anstoß gaben, so heißt es, Hinrich Garlich und der damals in Okel unterrichtende Lehrer Hannes Tretau. Während Hermann Garlich und kurz danach Hinrich Garlich 1. Vorturner waren, fühlte sich Lehrer Tretau offenbar mehr dem Handballsport verbunden.
Als Hermann und Hinrich Garlich 1933 Okel verließen, hatte die Turnriege mit Johann Wessel schon längst einen Nachfolger gefunden. Johann Wessel war seit 1929 Mitglied der Turnriege des MTV Riede und schloss sich 1932 dem TSV Okel an. Als Hermann und Hinrich Garlich wegzogen, führte er sowohl die Männer- als auch die Frauenriege als Vorturner, bis er 1936 für drei Jahre nach Bremen zog.

Damenriege 1933/36
oben v.l.n.r.: Anna Schmidt (Hüneke), Sophie Legenhausen (Hüneke), Adele Wessel (Hüneke), Vorturner Johann Wessel, Luise Winkelmann (Hüneke), Grete Glade (Segelke), Anna Habe nicht (Segelke),
unten v.l.n.r.: Gesine Wrede (Plate), Sophie Schumann (Evers), Adele Stehr (Lehmkuhl).

Aber diese drei Jahre waren nur eine kurze Unterbrechung seines Engagements für den TSV Okel. Darüber an anderer Stelle mehr. Hannes Tretau wurde zum Vorsitzenden gewählt. Er war der "Motor" der Handballmannschaft, die sich wenige Jahre nach der Gründung bildete. Der Zulauf im Handballsport war erstaunlich. Auf dem Mannschaftsfoto von 1934 zählen wir 23 Handballspieler